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Michael Schlüter
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Artemia-Nauplien - ein ideales Jungfischaufzuchtfutter
(TI-Magazin 139, 2/1998 S.43-44 jetzt Aquaristik Fachmagazin mit Aquarium Heute)
mit aktuellen Ergänzungen.

Viele Aquarianer, die erstmalig Fische vermehren möchten, scheitern an ungeeignetem Aufzuchtfutter. Mit Trockenfutter für Jungfische lassen sich nur wenige Arten erfolgreich vermehren. Das am häufigsten verwendete Jungfischfutter sind die Nauplien (Larven) des Salinenkrebses, Artemia sanfranciscana. Artemia salina ist eine europäische Art, die für die Jungfischaufzucht keine Bedeutung hat. Bei den Salinenkrebsen handelt es sich um freischwimmende Kleinkrebse, die in warmen, salzhaltigen Binnengewässern aller Erdteile vorkommen. Sie bilden zeitweise dickschalige Dauereier, die mehrjährige Trockenperioden überstehen können. Diese Dauereier sind im Handel käuflich erwerblich und können trocken, unter Luftabschluss mehrere Jahre gelagert werden, ohne dass die Schlupfrate wesentlich beeinflusst wird. Hierfür eignet sich am besten die Tiefkühltruhe.
Die Größe des ersten Nauplien-Stadiums ist je nach Herkunft und Hersteller unterschiedlich. Die besten Schlupfergebnisse habe ich bisher aus de Eiern der Artemia aus den großen amerikanischen Salzseen erzielen können. Es ist empfehlenswert nur Dosen mit einem Inhalt von ca. 450 bzw. 225g zu kaufen. Bei kleineren Mengen sind in der Regel das Preis/Leistungsverhältnis und besonders die Schlupfrate ungleich schlechter, da kleinere Mengen nicht vakuumverpackt abgefüllt werden. Geöffnete Dosen lagere ich am besten im Kühlschrank. Dort halten sie mindestens ein halbes Jahr.
Früher benutze ich bevorzugt Dauereier der Firma Sanders, Artikelbezeichnung Premium Brine Shrimp Eggs. Hier lag die Schlupfrate bei ca. 90%, abhängig von Temperatur und Salzgehalt. Ein Teil der geschlüpften Larven ist so klein, dass sie durch die bekannten Artemia-Siebe gespült werden und damit auch an sehr kleine Jungfische gefüttert werden können. Heute benutze ich Artemia-Nauplien der Marke Silver Star, die eine Schlupfrate von ca. 80% haben. Die besten von mir bisher benutzten Nauplien stammen von der Firma ARGENT, Artikelbezeichnung: Argentemia Platinum Grade. Diese sind sehr klein und die Schlupfrate liegt bei über 90%. Da diese Dosen mittlerweile unbezahlbar geworden sind, nehme ich diese Nauplien nur für sehr kleine Jungfische und friere die Dose später wieder ein. Die Schlupfrate hat sich seit über 3 Jahren nicht verändert. Ich habe auch chinesische Nauplien getestet. Diese sind viel größer und die Schlupfrate war so schlecht, dass es sich lohnt, Artemia-Eier aus den amerikanischen Salzseen zu kaufen.
Zur Kultur verwendet man am besten zwei durchsichtige Gefäße mit einem trichterförmigen Ende. Bei einem Gefäß ist keine durchgehende Versorgung der Jungfische mit Artemia-Nauplien gewährleistet. Die Größe richtet sich nach der Jungfischanzahl. Für den Anfang genügen Behälter mit ca. einem Liter Inhalt. Diese kann man entweder im Zoohandel erwerben oder selber herstellen. Eine weitere Möglichkeit sind Plastikflaschen, bei denen der der Boden abgesägt und der Deckel mit einer Befestigung für den Luftschlauch versehen wird. Diese ist sicher abzudichten, da die Flasche umgekehrt aufgehängt wird. Der Vorteil des Luftschlauches am unteren Ende des Behälters besteht darin, dass die Artemia-Nauplien einfach abgelassen werden können.
Auf einen Liter Wasser wird jeweils ein Löffel Salinensalz ohne Jodzusatz und Artemiaeier gegeben. Je geringer die Salzkonzentration ist, desto länger leben die Artemien im Aquarium. Hier sollte man aufgrund des unterschiedlichen Ausgangswassers und des Salzes ein wenig probieren. Der Behälter wird mit einer Membranpumpe so belüftet, dass keine Stellen entstehen, in denen sich die Eier/Nauplien absetzen können. Der Ansatz erfolgt bei zweimaliger täglicher Fütterung im 24 oder 36 stündlichen Rhythmus. Die Temperatur des Wassers sollte zwischen 20 und 30 °C liegen. Bei zu hohen Außentemperaturen kann es vorkommen, dass die Artemien sofort nach dem Schlupf sterben. Hierfür sollen Bakterien verantwortlich sein, die sich in dem warmen Wasser schneller entwickeln als die Nauplien. In diesem Fall sollte der Behälter mit Aquariumwasser gefüllt werden.
Artemia
© 2001 Michael Schlüter
Die ersten Nauplien schlüpfen bei der von mir verwendeten Marke und einer Temperatur von 25 °C nach etwa 16 Stunden. Der Schlupf erfolgt nicht gleichmäßig, so dass jetzt knapp 50% der Nauplien geschlüpft sind. Zu diesem Zeitpunkt eignen sich die Nauplien besonders für sehr kleine Jungfische, da sie jetzt noch weich und dehnbar sind.
Die Belüftung muss nach dem Schlupf für einige Minuten abgestellt werden, damit sich die Nauplien absetzen können. Auf dem Boden des Behälters liegen jetzt die (noch) nicht geschlüpften Eier. Darüber sammeln sich die Nauplien und an der Oberfläche schwimmen die Schalen der bereits geschlüpften Artemien. Bei hoher Schlupfrate der verwendeten Eier können die Nauplien direkt aus dem Ansatzbehälter in das Artemiasieb bzw. in einen Kaffe- oder Teefilter aus Gaze gegeben werden.  Bei geringerer Schlupfrate sind die Artemien in einen kleinen Behälter zu füllen, diesen an einer Seite beleuchten, damit sich dort die Nauplien sammeln und dann mittels Luftschlauch in das Sieb geben. Hierbei ist darauf zu achten, dass am Boden liegende Eier nicht abgesaugt werden.
Die Nauplien werden mit lauwarmen Leitungswasser gespült und können dann verfüttert werden.Auch hier gilt es eher weniger als zuviel zu füttern. Die Nauplien leben je nach Aquariumwasser zwischen 30 Minuten und 8 Stunden im Süßwasser. Je weicher und saurer das Wasser ist, um so kürzer ist die Lebensdauer. Abgestorbene, nicht gefressene Nauplien fördern die Infusorienbildung, die unter Umständen allen Jungfischen das Leben kostet. Mit etwas Übung kann die Menge der Infusorien auch Jungfische ernähren, bis diese in der Lage sind, die Artemien zu fressen. Schnecken, besonders Posthornschnecken, sind für die Vertilgung der nicht gefressenen Nauplien auch im Aufzuchtbehälter notwendig. Überzählige Artemien werden selbstverständlich auch von den meisten erwachsenen Fischen gern genommen.
Um einmal kurzfristig, d.h. innerhalb von 12 Stunden, Artemia-Nauplien oder völlig schalenfreie Futtertiere zu erhalten, besteht die Möglichkeit, die Eier mit Chlorbleichlauge zu behandeln. Hierzu gibt man einen Teelöffel Eier auf 100 ml Wasser ohne Salzzusatz und belüftet den Ansatz. Nach spätestens einer Stunde fügt man unter ständigem Rühren 50 ml 12-15 %ige Chlorbleichlauge zu. Nach 5-6 Minuten werden die so behandelten Zysten durch ein Artemia-Sieb gegossen und solange mit Leitungswasser gespült, bis der Chlorgeruch restlos verschwunden ist. Danach erfolgt der Ansatz wie oben beschrieben. Nach 10 bis 12 Stunden ist der vollständig schalenfreie Ansatz zu verfüttern. Diese Methode ist auch günstig, wenn die Artemia-Nauplien schlecht schlüpfen.
Mittlerweile sind diese sogenannten entkapsudierten Artemien auch im Handel erhältlich.
Ich kenne jedoch viele Aquarianer, die jetzt mit anderem Aufzuchtfutter für Jungfische arbeiten, da ihnen die Preise pro Dose zu hoch sind. Eine wirklich gute Alternative gibt es bisher nicht, da nicht jederzeit lebende
Cyclopsnauplien oder Rädertiercheneier zur Verfügung stehen.

Literatur : Dohse, H.(1978): Artemia-Zystenenthüllung. DATZ 31 (9), 320-323

Nachtrag 03.07.02:

Zur Zeit füttere ich Artemia-Eier der Firma Parker, Cowboy deren Schlupfrate bei ca. 80% liegt und die etwas größer als o.g. Nauplien sind sowie von ARGENT, Argentemia Silver Grade, deren Schlupfrate der Cowboy Artemia ähnelt. Sie sind jedoch etwas kleiner. 
Glücklicherweise sind die Preise wieder gefallen, so dass eine Dose zur Zeit etwa 30 - 40 € kostet. Außerdem verwende ich jetzt Jodsalz mit Fluor der Firma Altländer (z.B. Plus Supermarkt). Die Schlupfrate wird durch das Jodsalz nicht beeinträchtigt. Zusätzlich werden die Artemien durch einen s.g. Booster ca. 10 Minuten vor dem Verfüttern aufgewertet. Dieser wertet die Futtertiere mit ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen auf. Hierzu eignet sich z.B. Lebertran aus der Apotheke oder besser spezial für Artemien hergestellte Booster, die meistens noch konzentrierter ungesättigte Fettsäuren und Vitamine enthalten. Diese Booster sind im gutsortierten Fachhandel zu kaufen. Ab und zu füttere ich die Nauplien mit Algen. Auch dies führt zur Aufwertung durch Vitaminisierung der Futtertiere und ist besonders in Zeiten, in denen kein anderes Lebendfutter erhältlich ist, sinnvoll. 


 




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