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Michael Schlüter
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DER BURMASTICHLING (TI Magazin 6/1997 Nr.135:24-26)
 

Anfang 1996 wurde Indostomus paradoxus* erstmalig in größerer Anzahl von der Firma Mimbon-Aquaristik aus Nordthailand importiert. Die Fische sollen aus Überschwemmungsgebieten und kleinen Wasserläufen stammen und mit anderen kleinen Fischarten wie Rasbora (Boraras) micros vorkommen. Die Tiere sehen wie eine Kreuzung aus Seenadel und Stichling aus und werden ca. 3 cm groß. Nach SCHALLER haben sie ein sehr großes Verbreitungsgebiet, das von Kambodscha über Thailand/Malaysia bis nach Burma reicht. Aufgrund dieses Verbreitungsgebietes vermutet SCHALLER, daß es sich um mehrere Arten handeln könnte. Morphologische Unterschiede konnten nach KOTTELAT bei einem Vergleich zwischen Tieren aus Burma und von der thailändisch/malaiischen Grenze jedoch nicht festgestellt werden. Indostomus paradoxus wurde 1929 von PRASHAD und MUKERJI beschrieben. Erst 1970 stellte BANNISTER die Familie Indostomidae für die einzige Gattung Indostomus auf. Bis heute ist nur eine Art beschrieben worden.

Die Aquarieneinrichtung

Ich erhielt im März 1996 zehn Tiere und brachte sie in einem 20 Liter fassenden Aquarium unter. Der Bodengrund bestand aus feinem schwarzen Kies mit einer Körnung von 1 mm. Das Aquarium war mit Schieferplatten, faustgroßen Kieselsteinen, Moorkienholz und Eichenlaub dekoriert. Als Versteck und Ablaichorte dienen 5-8 cm lange PVC-Rohre mit einem Durchmesser von 15 mm. Beleuchtet wird mit einer 8 Watt Arbeitsleuchte, die auch die Temperatur regelt (tagsüber 24° C, nachts 22° C). Gefiltert wird über eine Schaumstoffmatte mittels Luftheber, die den hinteren Teil des Aquariums abtrennt. Der ph-Wert schwankt zwischen 6,3 und 6,8, der Leitwert liegt bei ca. 50 Mikrosiemens/cm ohne nachweisbare Gesamthärte. Einmal wöchentlich wird 1/3 des Aquariumwassers durch Osmosewasser ersetzt. Die Tiere erhalten zweimal täglich Cyclops, Artemia, Diaptomus und kleine Daphnien je nach Futterangebot.. Größere Futtertiere können sie aufgrund der engen Maulspalte nicht bewältigen; sie fressen nur Lebendfutter.

Erste Beobachtungen

Die Burmastichlinge entwickelten sich gut. Nach zwei Wochen konnte ich die Geschlechter anhand der Körperfülle der Weibchen sowie der verlängerten Bauchflossen der Männchen unterscheiden. Glücklicherweise war das Verhältnis ausgeglichen. Jetzt besetzte erstmals ein Männchen einen der angebotenen PVC-Röhren. Die Färbung veränderte sich, sobald sich ein weiteres Tier der Höhle näherte. Die Dorsale ist bei dominanten Männchen durch einen 5 mm breiten weißen Saum begrenzt, während sich Körper und Flossen dunkler färben. Der Revierbesitzer imponierte mit rüttelnde Bewegungen vor einem anderen Männchen und schwamm dann mit abgespreizten Flossen in Parallelstellung. Der Kopf wurde dabei leicht nach oben geneigt und das Maul geöffnet. Das unterlegene Tier ließ sich nicht auf einen Kampf ein und floh sofort. Weibchen wurden ebenso angebalzt, wobei das Männchen zusätzlich mit dem Kopf nickte. Sobald ein Weibchen laichbereit war, folgte es dem Männchen in die Höhle. Die Eier wurden einzeln abgesetzt und vom Männchen besamt. Es kam vor, daß das Weibchen mehrere Stunden in der Höhle verweilte.

Details der Fortpflanzung und Aufzucht

Die Gelege umfassen zwischen 15 und 50 Eier. Diese haben einen Durchmesser von ca. 1 mm und sind hellgrün. Das Männchen betreibt Brutpflege, ohne jedoch die Eier zu säubern oder zu befächeln. Die Larven schlüpfen nach ca. 2 Tagen und ähneln in ihrer Färbung jener der Eier. Wie WALLACH habe auch ich feststellen müssen, daß einige Gelege vollständig verschwinden. Eventuell ist die Ursache im Säuregehalt des Wassers zu suchen. Vielleicht werden die Eier auch von Schnecken oder Planarien gefressen.

Am sechsten Tag verfärben sich die Jungfische. Vom Auge bis zu den Bauchflossen ist die untere Körperhälfte dunkelbraun gefärbt. Der restliche Körper erscheint beigefarben mit drei dunkelbraunen Flecken.

Bei einer Brut entnahm ich 18 Jungfische und überführte sie in ein zwei Liter fassendes Gefäß, das mit einem Sprudelstein schwach belüftet wurde. Nach weiteren fünf Tagen war der dreieckige Dottersack nahezu aufgebraucht. Die Tiere hatten jetzt eine Länge von 3 mm und benötigen feines Staubfutter, da ausgesiebte Artemianauplien zu groß waren. Ich fütterte Pantoffeltierchen aus einem Heuaufguß, die vorher gesäubert wurden sowie Rädertierchen aus Dauereiern. Eine aktive Futteraufnahme konnte am sechsten Tag nach dem Freischwimmen beobachten. Der Mageninhalt war aufgrund der dunklen Körperfärbung kaum sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt wurden erstmalig frisch geschlüpfte, gesiebte Artemianauplien angenommen. Sechs Jungfische waren bis dahin gestorben. Nach der ersten sichtbaren Futteraufnahme setzten ich die verbleibenden Jungfische in ein sechs Liter fassendes Aufzuchtbecken. Um Infusorienbildungen zu vermeiden, erwies sich die regelmäßige Säuberung des Bodengrundes mit einem Pinsel als notwendig, da sich die Jungfische am Bodengrund aufhalten. Zusätzlich setzte ich drei Turmdeckelschnecken ein. Die weitere Aufzucht hat sich als relativ unproblematisch erwiesen. Der möglichst tägliche Wasserwechsel sollte jedoch nicht vernachlässigt werden. Sobald wie möglich ist den Jungfischen auch anderes Futter, zum Beispiel Essigälchen oder Cyclopsnauplien anzubieten. Nach weiteren vier Wochen waren die Jungfische auch farblich kleine Abbildungen ihrer Eltern und maßen etwa 8 mm.

Eine weite aquaristische Verbreitung ist aufgrund der Lebensweise und Ansprüche von Indostomus eher unwahrscheinlich. Es bleibt abzuwarten, ob weiterhin regelmäßige Importe erfolgen werden.

Das nicht alltägliche Verhalten und das kuriose Aussehen dieser Fische wird vermutlich immer wieder interessierte Aquarianer ansprechen.

*Nachtrag 02.10.2000: Vermutlich handelt es sich bei meinen Tieren um Indostomus crocodilus.

Literatur:

NAGY, P.(1979): Ein aquaristisches Loch - Parosphromenus paludicola. Aquarienmagazin 13: 567-571

NAGY, P.(1980): Erste Zuchterfolge mit dem Labyrinthfisch Parosphromenus paludicola. Das Aquarium 135: 459-463

RIEHL, R. UND BAENSCH, H.(1990): Indostomidae, Indostomus paradoxus. Aquarien-Atlas Bd. 3, 1990: 933, 1004

SCHALLER, D.(1984): Burmastichling - Vielleicht ein Insekt? Nein, ein Fisch! Das Aquarium 185: 578-580

WALLACH, B.(1986): Die Zucht des Burma-Stichlings, Indostomus paradoxus. DATZ 11: 500-502

Indostomus cf. crocodilus MaennchenIndostomus Jungfische

Indostomus Männchen  vor Bruthöhle   Indostomus Jungfische 10 Tage alt
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1999-2001 Michael Schlüter   

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