Grundeln sind in der Süßwasseraquaristik weder besonders bekannt noch populär. Gerade
die Gattungen und Arten der sogenannten Schläfergrundeln aus der Familie Eleotridae
gelten als gefräßig und relativ großwüchsig. Das ist sicher nicht ganz unberechtigt,
denn Arten wie die Spitzkopfgrundel, Butis butis und die Manila-Schläfergrundel,
Ophieleotris aporos ernähren sich ausschließlich fleischfressend (carnivor).
Während die erstgenannte Art eine Länge bis maximal 20 cm erreichen kann, wird Ophieleotris
aporos fast doppelt so groß.

Hypseleotris cyprinoides Männchen
© 1997 Michael SchlüterViele
Arten der Grundeln leben in Brackwasserbereichen küstennaher Gewässer, was bei der
Aquarienhaltung berücksichtigt werden sollte. Dennoch ist die Pflege der meisten Spezies
aufgrund ihrer Toleranz gegenüber der chemischen Zusammensetzung und Qualität des
Wassers recht groß.
Die bekannteste Art der Schläfergrundeln ist Tateurndina ocellicauda, die unter
dem Namen Schwanzfleck-Schläfergrundel seit ihrer Einfuhr Anfang der achtziger Jahre eine
nicht unbedeutende aquaristische Verbreitung gefunden hat. Dieser Fisch vereint viele
aquaristisch positive Attribute, wie Farbenpracht, eine geringe Größe von maximal fünf
Zentimetern, kleine Reviere, Brutpflege und einfache Vermehrung. Auch bei Hypseleotris
cyprinoides handelt es sich um eine relativ kleinbleibende Art. Mit etwa sieben
Zentimetern Länge sind die Tiere ausgewachsen.
Das Verbreitungsgebiet dieser Art liegt in der indopazifischen Region und reicht
mindestens von Madagaskar bis nach Neuguinea. Die Kärpflingsgrundel lebt in Flüssen und
Bächen der Küstenregion.
Ich erhielt meine Tiere von dem bekannten Aquarianer Bernd Schmitt, der die Tiere
selbst auf Madagaskar gefangen hatte. Der Fundort liegt an der Ostküste nördlich von
Tamatate bei Mahambo. Es handelt sich um einen kleinen Bach der während des Aufenthaltes
von Bernd Schmitt keine Verbindung zum Meer hatte.

Hypseleotris beim Laichen
© 1997 Michael Schlüter
Leider starb ein Weibchen beim Umsetzen in das neue Aquarium, so dass mir zwei Männchen
und ein Weibchen blieben. Das Aquarium hatte 700 Liter Inhalt und war ansonsten mit
maulbrütenden Harnischwelsen, einer weiteren Schläfergrundel, Batanga lebretonis
und Melanotaenia praecox besetzt. Es ist jedoch nicht nötig, diese Art in solch
großen Aquarien zu pflegen. Insgesamt dauerte trotz des großen Beckenvolumens zwei
Monate, bis die Grundeln ihre anfängliche Scheu verloren hatten Als Nahrung wird
ausschließlich Lebendfutter angenommen. Die Größe des Futters spielt eine
untergeordnete Rolle.Gefressen wird jegliches Wurmfutter, Mückenlarven sowie
Artemia-Nauplien.
Nach der Eingewöhnung zeigte sich erstmalig auch die wunderschöne Imponierfärbung der
Männchen. Beide wählten ein Revier, das gegen Artgenossen und andere Fischarten
verteidigt wurde. Zentraler Punkt des Reviers war jeweils eine große Echinodorus
parviflorus. Das laichbereite Weibchen wurde bei Annäherung durch seitliches Imponieren
mit abgespreizten Flossen angebalzt. Danach folgten mehrere Umkreisungen, auch in Form
einer Acht. Diese Werbung wurde durch das Aufsuchen des vom Männchen gewählten
Laichplatzes unterbrochen. Der gesamte Vorgang dauerte mehrere Stunden, wobei das Weibchen
durchaus interessiert wirkte. Die Genitalpapille des Paares waren zu diesem Zeitpunkt
deutlich sichtbar und mit etwa fünf Millimetern Länge recht groß.
Das Weibchen legte mehrere Hundert Eier in Reihen auf der Oberseite der innenliegenden
Blätter der Pflanze ab. Nachdem ein Blatt nahezu belegt war, wurde ein neues Blatt
aufgesucht, während das Männchen die zuerst abgesetzten Eier besamte. Hierbei kam es
vor, dass das zweite Männchen während der Besamung durch den Laichpartner das Weibchen
anbalzte und deutlich versuchte, es in sein Revier zu locken, was jedoch nicht gelang.
Maximal auf fünf Blättern wurde der Laich verteilt. Die Eizahl betrug ungefähr 2000.
Die Laichkörner sind durchsichtig und nahezu kreisrund. Sie haften mit dünnen Klebfäden
an den Blättern. Der Eidurchmesser beträgt etwa 0,3 Millimeter.

Hypseleotris cyprinoides beim Besamen der
Eier © 1997 Michael Schlüter
Bei Wasserwerten von PH 7,5, KH 12 und 25 °C schlüpften die Larven im
Gesellschaftsbecken nach ungefähr 22 Stunden. Sie wurden vom Männchen noch für einige
Stunden bewacht. Die pelagischen Larven sind mit einer Größe von knapp einem Millimeter
kaum sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt sind weder Augen noch Herz vorhanden. Sie bewegen sich
mit an Cyclops erinnernden Bewegungen horizontal.Nach weiteren 24 Stunden haben sie eine
Größe von zwei Millimetern erreicht und wären jetzt in der Lage, entsprechendes
Feinstfutter aufzunehmen. Leider ist mir die Aufzucht der Larven nicht gelungen. Selbst
Seewasser-Brachionisus wurde nicht gefressen oder konnte nicht gefressen werden.
Obwohl die Tiere über einen Zeitraum von drei Monaten nach jedem Wasserwechsel
wöchentlich laichten und ich somit über 20.000 Larven aufzuziehen versuchte, kam nicht
ein Jungfisch über das Larvenstadium hinaus. Später mißbrauchte ich die Larven für die
Aufzucht anderer Jungfische. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei der
Kärpflingsgrundel und auch den anderen Hypseleotris-Arten um amphidrone Fische
handelt. Umso erstaunlicher ist jedoch, dass der Fundort meiner Tiere keinen Zugang zum
Meer hatte(?).
Die Frage der Ernährung der Larven ist somit noch ungelöst. Aufgrund der nach dem
heutigen Stand nahezu unmöglichen Aufzucht, ist eine weitere aquaristische Verbreitung
dieser schönen Art ausgeschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft geeignete,
zugängliche Futtermittel gefunden werden.
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