Hemigrammus
cf. analis vom Rio Uaupe's
(BSSW
REPORT 1/99 mit aktuellen Änderungen)
Im Oktober 1997 haben Volker BOHNET, Hans-Georg
EVERS, Ingo SEIDEL und ich einen Salmler aus Brasilien mitgebracht, dessen Gattungs- und Artzugehörigkeit wir nicht sofort bestimmen
konnten. Die Tiere wurden von Ingo SEIDEL und Volker BOHNET sowie kommerziellen
Fischfängen am unteren Uaupes gefangen. Der genaue Fangplatz ist aufgrund der wenig
markanten Färbung dieser Fische im Fangnetz sowie der Anzahl der dort gefangenen
Fischarten nicht mehr zu bestimmen. Leider konnten die Fische auch erst einige Tage nach
dem Fang fotografiert werden. Es handelt sich um eine kleinbleibende Art, die mit maximal
3,5 cm Länge im weiblichen Geschlecht ausgewachsen ist. Männchen bleiben etwa 0,5 cm
kleiner. Auffällig ist ein goldfarbenes Längsband, das vom Schwanzflossenansatz bis
über das Auge reicht. Es wird lediglich durch die Kiemendeckel unterbrochen und reicht
über die obere Hälfte des Auges. Die Körperfärbung ist graubraun, wobei die Färbung
oberhalb des Längsbandes etwas dunkler ist. Die Afterflosse endet in einem weißen
Streifen. Dominante, männliche Tiere haben auch am Ende der Rückenflosse einen weißen
Ansatz. Alle anderen Flossen sind transparent. Die Art ähnelt dem im Aquarien Atlas Band
5 abgebildeten Kielbauchsalmler I (Tetragonopterinae sp. nov.), der auch aus dem Rio
Uaupes stammt. Dem dort abgebildeten Tier fehlen jedoch die weißen Flossenbegrenzungen.
Außerdem ist das Längsband heller und durch einen kleinen schwarzen Schwanzflossenfleck
begrenzt, der den von uns mitgebrachten Tieren fehlt. Auch scheint der im Aquarien Atlas
vorgestellte Fisch etwas größer zu werden.

Hemigrammus cf. analis ©
1998 Michael Schlüter
Es ist eher dem Zufall zu verdanken, dass wir
ein Pärchen dieser Art mitgebracht haben. Von den meisten gefangenen Arten hat Hans-Georg
EVERS konservierte Belegexemplare zur weiteren Bestimmung mitgenommen, so dass es nicht
erforderlich war, von den vielen verschiedenen Salmlern lebende Tiere mitzubringen. Dies
hätte auch unsere Transport- und Hälterungsmöglichkeiten überschritten.
Im Aquarium erwiesen sich die Tiere als
lebhafte Schwimmer, die alleine gehalten recht scheu waren. Durch die Vergesellschaftung
mit anderen kleinen Salmlern hat sich dies ein wenig gebessert. Zutraulich sind die Tiere
bis nie geworden. Es handelt sich um sehr agile Fische, die ständig auf Nahrungssuche
sind oder einander treiben. Reviere werden nach meinen Beobachtungen nur sehr kurzfristig
besetzt. Gefressen wird jede Art von Futter, das durch die relativ kleine Maulspalte
aufgenommen werden kann. Die Art der Futteraufnahme lässt darauf schließen, dass die
Tiere in der Natur ihre Nahrung häufig von der Wasseroberfläche aufnehmen. Dies ist auch
im Aquarium der Fall.
Die Wasserbeschaffenheit ist für die Pflege
nicht entscheidend, jedoch leuchtet das goldfarbene Längsband bei weichem, saurem Wasser
stärker.
Für die Zucht ist es vorteilhaft, die
Geschlechter ca. eine Woche zu trennen und abwechslungsreich zu füttern. Besonders
Wurmfutter oder kleine weiße Mückenlarven fördern den Laichansatz des Weibchens. Als
Zuchtbecken genügt ein kleiner Behälter von mindestens zwei Litern Wasservolumen. Dieses
wird mit weichem, leicht saurem Wasser gefüllt und eine Woche durchlüftet. Extreme
Wasserwerte sind nicht erforderlich. Meine Tiere haben bei einem pH-Wert um 7,0,
Temperatur 25 °C und einem Leitwert von 100 Mikrosiemens gelaicht. Da diese Salmler gerne
ihren Laich verspeisen, sollte ein Laichrost o.ä. benutzt worden. Als Ablaichmedium habe
ich synthetisches, grünes Filtermaterial der Firma Uni-Zoo verwendet. Erst zwei Tage nach
dem Einsetzen in das Zuchtbecken begann das Werben des Männchens. Mit aufgestellten
Flossen schwimmt es vor das Weibchen, um es zum Ablaichen zu stimulieren. Ist dieses
laichbereit, schwimmt das Männchen parallel im Zickzackkurs neben dem Weibchen bis zum
Ablaichplatz und schwimmt dort über das Weibchen. Dann schmiegen sich die Partner
aneinander und paaren sich nach einer gemeinsamen Drehung. Eier und Samenzellen werden
nahezu gleichzeitig abgegeben. Neu zusammengesetzte Paare haben leichte Probleme mit der
Synchronisierung der Bewegungsabfolgen, was an der schlechteren Befruchtungsrate zu
erkennen ist. Haben sie bereits mehrfach miteinander gelaicht, harmonisieren sie besser
und die Produktivität steigt. Ein wöchentlicher Ansatz ist ideal. Pro Laichakt werden
nur wenige Eier abgegeben. Nach ca. zwei Stunden beenden die Salmler das Laichen. Jetzt
sind die Zuchttiere umzusetzen. Aus mehreren Paarungen erhält man etwa 50-100 Eier. Diese
sind glasklar und haben einen Durchmesser von ca. einem Millimeter.
Die ersten Larven schlüpfen nach 20 Stunden. Nach weiteren vier
Tagen ist der Dottersack aufgezehrt und die erste Nahrung wird aufgenommen. Die
Anfütterung erfolgt mit Räder- oder Pantoffeltierchen oder anderen geeigneten Futter
entsprechender Größe. Am dritten Tag sind die größten Jungfische bereits in der Lage,
kleine Artemianauplien zu fressen. Es sollte jedoch noch weitere zwei Tage Staubfutter
angeboten werden, um auch die kleineren Jungfische zu ernähren. Möchte man nur wenige
Jungfische aufziehen, genügt es, ein wenig Javamoos in das Zuchtbecken zu geben, bevor
Artemianauplien gefüttert werden können. Sobald alle Jungfische dieses Futter annehmen,
ist die Aufzucht unproblematisch. Wichtig ist nur, dass während der ersten zwei Monate
mindestens zweimal täglich gefüttert wird. Anderenfalls stagniert das Wachstum Bei
regelmäßigem Wasserwechsel erreichen die Tiere innerhalb von 3 Monaten eine Größe von
2,5 cm. |