Apistogramma eremnopyge
Von
Neil Woodward, Pier Aquatics Manchester erhielt ich Anfang dieses
Jahres 2 Apistogramma Arten, die nach England importiert wurden.
Neben einer Wildform von Apistogramma agassizii brachte mir
Neil bei einem Besuch in Hamburg Apistogramma eremnopyge
mit. Diese Tiere wurden ihm von J. Melger aus Peru als
Apistogramma spec. Frazer verkauft.
Volker
Bohnet machte mich dann darauf aufmerksam, dass diese Art als
Apistogramma eremnopyge beschrieben wurde.
Bereits
im Januar 2003 wurden diese Fische von Aquarium Glaser nach
Deutschland importiert. Die Fundortangaben des Exporteurs sind
nicht gesichert. Die Tiere sollen im Rio Tapiche in der Provinz
Requena gefangen worden sein. Der Rio Tapiche ist ein Zufluss zum
Rio Ucayali.

Apistogramma eremnopyge Männchen
© 2004-2006 Michael Schlüter
Apistogramma eremnopyge ist nahe mit A. bitaeniata verwandt, hat
jedoch eine stärker gedrungene Körperform. Die Männchen erreichen
eine Länge von knapp 7 cm, während die Weibchen mit 4 cm
ausgewachsen sind. Charakteristisch ist für diese Art ein großer
Schwanzwurzelfleck bei beiden Geschlechtern. Dieser ist sonst bei
keiner anderen Apistogramma-Art vorhanden. Der Fleck ist
allerdings stimmungsabhängig nicht immer sichtbar. Namens gebend
ist eine rote Punktreihe unterhalb des Auges der Männchen, die
sich bis auf die Kiemendeckel fortsetzt. Diese wirkt wie ein Bart.
Die Rückenflossenstrahlen der Männchen sind stark verlängert und
an den Spitzen rot gefärbt. Die Lippen sind türkisblau und die
Brustflossen sowie die Afterflosse blau gefärbt.
Mein Trio bezog ein 50 Liter fassendes Aquarium, das reichlich mit
Holz und Pflanzen versehen ist. Das Wasser in diesem Aquarium hat
eine Temperatur von ca. 25 °C bei einer Leitfähigkeit von 80
µS/ccm³ und einem pH-Wert von etwa 6,5. Nachdem die
Zwergbuntbarsche anfangs relativ scheu waren, kamen sie nach ein
paar Tagen zum Fressen auch an die Frontscheibe. Gefressen wird
jegliches Lebendfutter, von Artemia bis Mückenlarven. Gefrorenes
Futter, Granulat-, Trocken- oder Wurmfutter habe ich bisher nicht
angeboten. Drei Wochen nach Erhalt der Fische war das dominante
Weibchen nicht mehr zu sehen. Eine Woche später zeigte es sich im
Brutpflegekleid. Besonders markant ist dann der orangerote Kopf
der Weibchen. Die Höhle mit dem Gelege konnte ich leider nicht
einsehen. Das zweite Weibchen wurde jetzt stark getrieben. Einige
Tage später war es auch verschwunden. Ich hatte schon die
Befürchtung, dass es zu Tode gejagt worden wäre, bis es ebenfalls
im Brutpflegekleid zu sehen war. Zu diesem Zeitpunkt führte das
erste, dominante Weibchen bereits ein paar Jungfische. Jetzt hatte
das Männchen kein eigenes Revier mehr. Es stand meistens in der
Mitte der Weibchenreviere und wurde von beiden Seiten attackiert.
Scheinbar war das zweite Weibchen erfolgreicher, denn nach einiger
Zeit bewegte sich das Männchen nur noch im Revier des ersten
Weibchens. Dadurch war das erste Weibchen stark gestresst. Es
versuchte immer wieder das Männchen aus dem Revier zu vertreiben
und dann schnell zu den Jungfischen zurück zu schwimmen.
Gleichzeitig musste es das zweite Weibchen davon abhalten, die
Jungfische zu „stehlen“ um sie in dem eigenen Schwarm zu
integrieren. Die Jungfische verhielten sich Anfangs ruhig und
standen bewegungslos direkt über dem dunklen Bodengrund. Mit
zunehmendem Alter ließen sie sich nicht mehr einfach zusammen
halten.

Apistogramma eremnopyge Weibchen © 2004-2006 Michael Schlüter
Jetzt
wurde das Männchen relativ aggressiv und pflegte ebenfalls einige
Jungfische des ersten Weibchens. Vermutlich Stress bedingt kam es
wie vorhersehbar. Eines Morgens fand ich das erste Weibchen stark
atmend an der Wasseroberfläche. Zwei Tage später war es verendet.
Die Jungfische aus dem ersten Wurf beider Weibchen wurden jetzt
nur noch von dem Männchen gepflegt. Dies hinderte das Männchen
jedoch nicht daran, sich erneut mit dem zweiten Weibchen zu
paaren. Nachdem auch hier die Jungfische nach etwa 10 Tagen
freischwammen, teilten sich das Männchen und das übrige Weibchen
das Aquarium in zwei fast gleichgroße Reviere. Das Weibchen wurde
nun zunehmend aggressiver und versuchte, die ersten Jungfische tot
zu beißen. Nachdem ich mehrere tote Jungfische gefunden habe,
setzte ich die übrig gebliebenen Jungfische aus der ersten Zucht
in einen separaten Behälter. Jetzt verlor das Männchen das
Interesse an den letzten 3 Jungfischen, die ich nicht fangen
konnte. Ein paar Tage später beteiligte es sich an der Brutpflege
der zweiten Jungfische, wobei es immer wieder zu Streitigkeiten
zwischen den Elterntieren kam.
Die
Aufzucht der Jungfische ist unproblematisch. Nach Anfütterung mit
Artemianauplien gab ich ab dem 5. Tag fast ausschließlich
Cyclopsnauplien, später Cyclops, die das Wachstum der Jungfische
erheblich beschleunigen.
Abschließend kann ich sagen, dass die Zucht dieser Art nicht
besonders problematisch ist. Für mehr Tiere als ein Paar sollte
jedoch ein größeres, gut strukturiertes Aquarium mit ausreichend
Platz für die Revierbildung aller Tiere gewählt werden. |